Toxische Beziehungen

Was ist eine toxische Beziehung und was passiert in der Psyche und im Gehirn?

 

Eine toxische Beziehung ist eine Verbindung zwischen zwei Menschen, oder sogar ein ganzes Familiensystem, die einem oder anderen nicht guttut. Statt Unterstützung, Vertrauen und Respekt gibt es häufig Verletzungen, Machtspiele, Kontrolle, Angst, Abwertung, Ablehnung, Liebesentzug, emotionaler Missbrauch. 

 

Toxisch bedeutet in diesem Fall: "giftig für die Seele".

 

Toxische Beziehungen können wie eine Droge wirken – das klingt krass, aber es stimmt: Sie können eine emotionale und neurobiologische Abhängigkeit erzeugen. Dabei sind bestimmte Botenstoffe im Gehirn beteiligt, die normalerweise für Liebe, Nähe oder Glück verantwortlich sind.

 

Achterbahn der Gefühle: Dopamin & Belohnungssystem

  • In toxischen Beziehungen gibt es oft einen Wechsel zwischen Schmerz und schönen Momenten: Streit, Kälte, dann plötzlich wieder Nähe, Entschuldigung, Zärtlichkeit.
  • Das erzeugt im Gehirn Dopamin-Schübe – wie bei einem Glücksspielautomaten. Die "Belohnung" kommt unvorhersehbar, was das Gehirn süchtig macht nach dem nächsten „guten Moment“.
  • So entsteht eine Belohnungserwartung, auch wenn die Beziehung insgesamt ungesund ist.
  • Vergleich: Wie ein Hund, der manchmal ein Leckerli bekommt – auch wenn er oft geschlagen wird, wartet er weiter.

Bindungshormone: Oxytocin als Klebstoff

  • Beim Kuscheln, Sex oder auch nur durch Blickkontakt wird Oxytocin ausgeschüttet – das Bindungshormon.
  • Selbst wenn die Beziehung toxisch ist, führt körperliche Nähe dazu, dass man sich verbunden fühlt, was die Trennung schwer macht.
  • Das verstärkt die emotionale Abhängigkeit: Man sehnt sich nach der Nähe – obwohl sie einem schadet.

Stresssystem & Cortisol: Daueranspannung

 

Durch ständige Streitereien, Unsicherheit oder emotionale Angriffe ist das Stresszentrum im Gehirn (Amygdala) überaktiv. Es wird dauerhaft Cortisol (Stresshormon) ausgeschüttet, was zu innerer Unruhe, Angst, Schlafstörungen und körperlichen Beschwerden führen kann, bis zum Burnout und Wahrnehmungszweifel. Das Gehirn ist in Dauer-Alarmbereitschaft: Man fühlt sich nie ganz sicher oder entspannt. Die ganze Beziehung ist emotional unberechenbar. Emotionale Abhängigkeit & „Liebesentzug“ ist wie ein Entzug. Es entsteht eine Abhängigkeit & Angst. Die Beziehung fühlt sich an wie ein Gefängnis. Man bleibt aus Angst vor Alleinsein, Schuldgefühlen oder Druck. Wird der toxische Partner / Gegenüber kalt, zieht sich zurück oder verlässt einen, reagiert das Gehirn ähnlich wie beim Entzug von Drogen:

  • Nervosität
  • Verzweiflung
  • Schlafprobleme
  • Körperliches Unwohlsein
Der Körper „vermisst“ die Stoffe (Dopamin, Oxytocin), die er mit dieser Person verknüpft hat – obwohl sie gleichzeitig Stress verursacht hat.

Fazit: Toxische Beziehungen können süchtig machen

  • Sie aktivieren die gleichen Gehirnmechanismen wie Drogen oder Glücksspiel.
  • Das macht es so schwer, sich zu lösen – nicht, weil man "dumm" oder "schwach" ist, sondern weil das Gehirn mit Mustern arbeitet, die evolutionär tief verankert sind.
  • Deshalb ist Hilfe und Abstand wichtig, um diese Kreisläufe zu durchbrechen.

 

Wo findet man toxische Beziehungen häufig?

 

Kindergarten & Schule

Beispiel: Ein Kind dominiert die anderen, setzt sie unter Druck ("Du bist nicht mehr mein Freund, wenn du das nicht machst").

  • Lehrer oder Betreuer behandeln Kinder unfair oder verletzend (z. B. bloßstellen).

Beruf / Arbeitsplatz

Beispiel: Ein Chef kritisiert ständig, lobt nie, macht Mitarbeiter klein, lässt sie in Unsicherheit.

  • Kollegen verbreiten Gerüchte, schließen andere aus, manipulieren, Mobbing.

Familie

Beispiel: Eltern kontrollieren erwachsene Kinder, lassen sie keine eigenen Entscheidungen treffen.

  • Geschwister oder andere Verwandte machen ständig Schuldgefühle oder setzen unter Druck ("Du bist undankbar, wenn du das nicht tust").
  • Liebesentzug oder Emotionale Vernachlässigung 
  • Gewalt
  • Emotionaler Missbrauch

Partnerschaft

Beispiel: Einer ist eifersüchtig, kontrolliert das Handy des anderen, droht mit Trennung bei Widerspruch.

  • Eine Person wertet den anderen ab ("Du bist nichts ohne mich", ach Du wieder, immer mit einen Gefühlen, Du bildest dir das nur ein), Gefühlsabsprache, Ablehnung, Schweigen, Gaslighting, Ghosting, emotionaler Missbrauch.

Wie fühlt sich eine toxische Beziehung an? Und was passiert in einer toxischen Beziehung mit der Psyche?

  • Man fühlt sich oft unsicher, wertlos, angespannt oder traurig.
  • Man hat Angst, ehrlich zu sein oder sich selbst zu zeigen.
  • Das Selbstvertrauen und der Selbstwert geht verloren. 
  • Man verliert sich subtil immer mehr vom eigenen "Ich". 
  • Man ist oft emotional erschöpft, aber schafft es nicht, sich zu lösen.

Wichtig zu wissen

Toxische Beziehungen entstehen oft unbewusst. Beide Seiten sind oft in einer schlechten Dynamik gefangen. Hilfe von außen (Therapie, Beratung, Coaching) kann helfen, die Muster zu erkennen und auszusteigen oder gesunde Grenzen zu setzen. Da es oft schwierig ist sich aus eigener Kraft aus solch einer Dynamik zu lösen, da die Trennung oft mit Schuldgefühlen und Rückfallgefahr behaftet ist, würde ich Dich gerne dabei unterstützen.